Thomas Kleine und Thorsten Mintel im Interview: Drei Jahre erfolgreiche Co-Creation auf der Pfizer Innovationsachse Berlin - BaWü
In den drei Jahren seines Bestehens hat sich der Pfizer Healthcare Hub Freiburg zu einem anerkannten und gefragten Innovationstreiber entwickelt. Die beiden Hubs in Berlin und Freiburg bedienen ein breites Themenfeld und verbindet die beiden Innovationsökosysteme Berlin und Baden-Württemberg. Wir haben über die Anfänge, über Herausforderungen und Potenziale gesprochen – und darüber warum ein PGS-Hub heute wichtiger denn je ist.
Herr Mintel, als Director Customer Operations haben Sie den Freiburger Healthcare Hub mit ins Leben gerufen. Lassen Sie uns kurz zurückblicken: Warum fiel damals die Entscheidung, dem Berliner Healthcare Hub einen Hub in Freiburg an die Seite zu stellen?
Thorsten Mintel: Mit dem Healthcare Hub in Berlin haben wir gute Erfahrungen gemacht und konnten wirklich gute Verbindungen zur Innovationsszene im Bereich Digital Health aufbauen. Berlin und Freiburg sind jedoch grundverschieden: Während sich in Berlin die Softwareentwickler tummeln, ist Baden-Württemberg noch immer das Land der Erfinder und Ingenieure.
Mit dem Hub in Berlin widmen wir uns digitalen Gesundheitsthemen – da war es nur konsequent, dem weltweit einzigartigen Freiburger Produktionsstandort einen Hub an die Seite zu stellen, der Innovationen auf einer technischen Ebene fördert. Die Idee hinter einem Hub in Freiburg war auch, die politische Sichtbarkeit für den Produktionsstandort Freiburg zu erhöhen und die Innovationskultur bei Pfizer zu stärken.
Thomas Kleine: Der Hub Freiburg war ein strategischer Move, um Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von Entwicklung, Produktion bis hin zur Kommerzialisierung verstärkt via Startup-Kollaborationen voranzutreiben. Während es schon ein relativ breites Hub-Netzwerk von London bis Tokio aus Commercial-Sicht gab, gab es für den Bereich PGS seinerzeit bisher noch keinen Hub. Folglich war die Etablierung eines PGS-Hubs am hochinnovativen Produktionsstandort Freiburg der logische nächste Schritt.
Man hört immer wieder von der Innovationsachse “Berlin- Baden Württemberg”, warum ist diese aus Ihrer Sicht spannend?
Thorsten Mintel: Im Healthcarebereich haben wir Software und Hardware: DiGAs als Beispiel für die Software-Seite, Produktion und Verpackung von Arzneimitteln als Beispiel für die andere Seite. Der Wille zur Innovation ist vor allem im Bereich Software sehr stark ausgeprägt, das liegt in der Natur der Sache.
Aber tatsächlich bietet die Innovation von Produktionsprozessen enormes Potenzial: ressourceneffizienter zu produzieren wird immer wichtiger. Während wir bisher mit dem Berliner Hub den Bereich Life Sciences fokussiert haben, haben wir mit dem Freiburger Hub unseren Blick auf die Themen Arzneimittelproduktion und Nachhaltigkeit ausgeweitet und ein klares Signal gesetzt, dass wir bei Pfizer für eine starke Innovationskultur stehen – in allen Bereichen. Die beiden Hubs arbeiten Hand in Hand und können sowohl zu Life Science- als auch zu Technologiethemen auf die beiden großen Innovationsökosysteme Berlin und Baden-Württemberg zugreifen – so berichtet auch der Start-Up Gründungskompass der Landesagentur BIOPRO von der „Pfizer- Innovationsachse Deutschland“ als Ansprechpartner für Life Science und Technologie-Startups.
Wieso ist es aus einer internationalen Perspektive für die deutsche Organisation wichtig und richtig zwei Hubs mit den jeweiligen Ausrichtungen zu haben?
Thomas Kleine: Zwei Hubs mit ganz unterschiedlichen Ausrichtungen zu haben, zeigt: Wir sind ganz vorne mit dabei. In einem internationalen Konzern wie dem unseren geht es auch immer um die Sichtbarkeit und Positionierung eines Landes. Der Hub Freiburg im Verbund mit dem Hub in Berlin ist bisher einzigartig in der gesamten Pfizerwelt und hatte von Beginn an starke Befürworter und Sponsoren wie beispielsweise Axel Glatz oder Peter Albiez an seiner Seite.
Und natürlich geht es letztlich um Inhalte und das, was wir aus den Hubs heraus „liefern“: Beide Hubs bearbeiten hierbei ganz unterschiedliche Themenfelder und liefern somit Mehrwerte für unterschiedliche Patientenbedürfnisse und Medical Needs.
Und schlussendlich hat der Hub Freiburg als, wie erwähnt einziger Hub im PGS-Verbund, auch Modellcharakter für die Produktionsstandorte von Pfizer auf der ganzen Welt.
Thomas Kleine, als Country Lead Digital und Mitglied im Country Leadership Team ist es Ihre Aufgabe, digitale Entwicklungen bei Pfizer voranzutreiben. Wie können die beiden Pfizer Healthcare Hubs in Deutschland dabei unterstützen, diese Potenziale zu nutzen?
Thomas Kleine: Großes Potenzial sehen wir natürlich in den digitalen Gesundheitsanwendungen, den sogenannten DiGAs. Dadurch dass es mit dem „Digitale-Versorgung-Gesetz“ seit etwas mehr als einem Jahr für Apps dieser Art einen gesetzlichen Rahmen gibt, der sogar eine reguläre Erstattung vorsieht ( „Apps auf Rezept“) bedeutet dies natürlich auch aus Pharma-Perspektive eine spannende Opportunity. Dieses Thema decken wir mit dem Berliner Hub ganz gut ab. Wichtiges Learning hierbei: DiGAs in die Erstattung zu bekommen und dann zu kommerzialisieren, braucht viel Zeit.
Im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass der Wissenstransfer zwischen den Hubs wirklich super funktioniert, wir aber noch mehr machen können: end-to-end-Kollaborationen, die Wertschöpfungskette kann beispielsweise durchlässiger werden usw. Wenn wir in der deutschen Pfizer Organisation über Innovationen nachdenken, drängt sich der Bereich Produktion geradezu auf. Wir haben uns gefragt: Wo will Pfizer Global Supply hin? Und wie können wir das unterstützen?
Die Digitalisierung bietet ein nahezu unerschöpfliches Potenzial für Prozessoptimierung, denken wir nur an die Schlagworte Industrie 4.0 oder Digital Factory – dieses für Pfizer Deutschland, aber auch für die globale Pfizer Organisation zu erschließen, ist die Kernaufgabe des Freiburger Hubs.
Die Herausforderung dabei ist, etwas „auf die Straße zu bringen“, von dem wir sagen können: das hat der Pfizer Healthcare Hub gemeinsam entwickelt und nur weil wir zwei Hub-Standorte haben ist dies möglich gewesen – perto und Mondas sind schöne Beispiele für eine solche Co-Creation.
Lassen Sie uns auf die wichtigen Stationen und Highlights aus drei Jahren Healthcare Hub Freiburg zurückblicken!
Thorsten Mintel: Angefangen hat es ja mit kleinen Partnerschaften, einem sehr überschaubaren Netzwerk. Dann hat das Ganze recht schnell Fahrt aufgenommen, natürlich durch das beispielhafte Engagement von Peter Neske, der auch dafür gesorgt hat, dass der Hub Freiburg schon von Beginn an starke Unterstützer hatte. Viel Aufwind und Unterstützung hat der Hub beispielsweise durch die damalige globale Produktionschefin Kirsten Lund-Jurgensen bekommen. Und mit Oana Stürz hatten wir eine junge, motivierte Ingenieurin im Team, die dem Ganzen eine gute Dynamik verliehen hat. Als ihre Elternzeitvertretung konnten wir mit Dr. Hans Zebner einen sehr erfahrenen Projektingenieur gewinnen. Wir haben tolle Projekte mit Innovatoren durchgeführt und den Healthcare Hub Freiburg auf Konferenzen, Events und Workshops platziert.
Heute, nach drei Jahren, ist der Hub wichtigster Treiber für Innovationen im Bereich Produktions- und Prozessoptimierung und verfügt über ein exzellentes Netzwerk zu Hochschulen und Fraunhofer-Instituten, zu anderen Acceleratoren und zu Unternehmen. Und nicht zuletzt sind auch die politischen Kontakte, die wir etablieren konnten, von immenser Bedeutung für Pfizer.
Thomas Kleine: Wirklich außergewöhnlich ist die Vernetzung des Freiburger Hubs in der Region. Die Wahrnehmung und das Standing, das der Hub in Freiburg, Baden-Württemberg und darüber hinaus genießt, ist fantastisch – nicht zuletzt aufgrund der exzellenten Arbeit, die Peter Neske vor Ort leistet. In den drei Jahren hat sich dank ihm der Pfizer Healthcare Hub Freiburg zu einem anerkannten und gefragten Player im Bundesland Baden-Württemberg entwickelt.
Welche Themen sehen Sie auch mit Blick auf das Globale Pfizer Netzwerk in den nächsten drei Jahren auf der Agenda der Hubs?
Thorsten Mintel: Die spannenden Themen kommen ja jetzt erst. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde deutlich, welche Bedeutung globale Lieferketten haben. Um unseren PatentInnen ihre benötigten Medikamente jederzeit in der entsprechenden Qualität und Menge zur Verfügung zu stellen, brauchen wir eine entsprechende Infrastruktur. Mit dem Werk in Freiburg betreibt Pfizer eine der weltweit modernsten Produktionsstätten in der pharmazeutischen Industrie – um dieses Level zu halten, müssen wir unsere Produktionsprozesse fortlaufend optimieren und immer wieder neue Innovationen adaptieren.
Und die Themen werden immer vielseitiger und wichtiger: Stichwort Energie. Die energieeffiziente und ressourcenschonende Produktion und Abpackung wird in Zukunft wichtiger denn je. Hier brauchen wir Innovationen, die uns helfen, unsere Prozesse energiesparender auszurichten.
Und nicht zuletzt ist die Bedeutung des Hubs als Innovationstreiber weit über die Region Freiburg hinaus von großer Bedeutung für Pfizer.
Vielen Dank für das Gespräch!